Montag, 15. Dezember 2014

Satire in der Satire (Überarbeitung)





Die Satire ist als eine Spottdichtung zu verstehen, die Zustände oder Missstände in sprachlich überspitzter Form anprangert. Dass das Wort aus dem lateinischen satura lanx (mit Früchten gefüllte Schale) hervorgeht und nichts mit Satyr zu tun hat, ist nicht satirisch gemeint, sondern Tatsache.
Satiren zu schreiben ist deshalb besonders schwierig, weil das Angeprangerte in diesen Texten für viele derart normal erscheint, dass die Geschichte einfach nicht verstanden wird. Das trifft zum Beispiel auf weite Bereiche der Politik zu. Wer kann da schon Satire von Realität unterscheiden ?
Nicht ganz umsonst hat sich das an und für sich läppische „Achtung Satire!“ eingebürgert. Eine Spottdichtung sollte man auch ohne Hinweis als solche erkennen.
Nun, bei der folgenden Geschichte, die, in Klammer gesetzt, als Satire ausgewiesen war, konnten einige Leser nicht den Hauch einer spöttischen Betrachtung erkennen, weil sie ganz einfach das Angeprangerte als  üblich und nicht zu kritisieren fanden:

Bei selbst wohlwollender Beurteilung sind Haushühner durchaus nicht so liebenswerte Geschöpfe, wie uns diverse Schilderungen von Idyllen auf dem Bauernhof vorgaukeln wollen. Freilaufende Hühner heißt es da. Schön und gut, aber was ist mit freilaufenden Bäuerinnen? Wo gibt es die? Kein Urlaub, harte Arbeit von früh bis spät. Bevor die menschliche Bewegungsfreiheit nicht sichergestellt ist, sollte man sich um das Wohlergehen von Hühnern nicht allzu große Sorgen machen.

Man ist den Hennen mit der naturnahen Bodenhaltung  doch schon weitestgehend entgegengekommen, aber Hühner sind ganz einfach asoziale Wesen, die nicht im Traum daran denken, für die Obhut und aufopfernde Pflege auch nur einen Funken Dankbarkeit zu zeigen. Auserlesenes Futter wird ihnen zu geregelten Zeiten und in ausreichender Menge vorgelegt (sogar eine Nachtjause ist eingeplant). Wohl schätzen diese Vögel auch die präventive Verabreichung diverser Antibiotika nicht in gebührender Weise. Der Geflügelhalter scheut nicht einmal die hohen Stromkosten und gönnt seinen Schutzbefohlenen sogar Stimmung aufhellendes Licht in der Nacht.

Der mitfühlende Züchter stutzt die Krallen und Schnäbel seiner ihm Anvertrauten, eifrig darauf bedacht, die Streitsucht der Hennen auf humane Weise hintan zu halten. Und was tun sie, die Hühner? Sie sind aufsässig, lärmen unbegründet Tag und Nacht, legen Eier, von deren innerer Anwendung abzuraten ist und liefern Fleisch, das Männern stattliche Brüste wachsen lässt.

Was soll der Mensch noch mehr an Zuwendung walten lassen? Er kennt und nennt alle seine Schutzbefohlenen beim Namen, Huhn1 bis Huhn 12346, ja, sagen Sie doch, wie kann man seine Zuneigung, die beinahe an Liebe grenzt, noch mehr beweisen?

Solchem Undank kann man nur mit wirksamem Boykott begegnen.  Man kaufe einfach keine Eier und schon gar keine Hühner aus solchen Paradiesen, dann werden diese verwöhnten Geschöpfe schon sehen, wie weit sie kommen.

1 Kommentar:

  1. Satierische Geschichte, die dazu aufruft, zum "gemäßigten Wutbürger" zu mutieren, und seinen Frust über die militanten Veganer an Batteriehühnern (elektrisch betriebene Lebensmittel??) auszulassen. Darf Satire wirklich alles?!!

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