Samstag, 30. November 2013

Komprimierend





Kürzlich lauschte ich – ganz zufällig natürlich – einer Hörgeschichte für Kinder, deren Protagonisten eine Hexe und ein Rabe waren.
Dieses zoologisch-mythologisch äußerst aufschlussreiche Gespräch ließ mich einerseits lange über die prägnant-lakonische Ausdrucksweise der Rabenvögel, andererseits über das differenzierende Hörvermögen  einschlägig begabter Frauen  nachdenken. Im Grunde grüble ich heute noch darüber. Nennen wir im folgenden Dialog, der auch den werten Leser nachdenklich stimmen wird, den Raben einfach Corvax.

Corvax:
Krah-krah!

Hexe:   
Was, du bist jetzt fünfunddreißig Kilometer geflogen und du hast das Heilkräutlein auch unter den Hainbuchen nicht gefunden.

Corvax: 
Krah-krah!

Hexe:
Unter den Stieleichen auch nicht?

Corvax:
Krah-krah!

Hexe:
Ach so, du fliegst gleich noch einmal los und willst in den angrenzenden Wäldern Ausschau halten.

Corvax:
Krah-krah!

Hexe:
Das war wohl ein Scherz! Du willst den neuen Forstmeister fragen, ob er dir behilflich sein kann. Und um die Bodenbeschaffenheit, vor allem was den Kalziumgehalt betrifft, willst du ihn auch befragen.

Corvax:
Krah-krah!

Hexe:
Ja, danke, es ist genau, wie du es eben sagst. Ohne die Hilfe von – wie hast das genannt – gut ausgebildeten Fachleuten, ist da nichts zu machen.



Das Vermögen der Raben, komplizierte Sachverhalte kurz und bündig auszudrücken, ist schlicht bewundernswert.


Freitag, 29. November 2013

Klassentreffen





Es trafen ein: 3a, 4b,
2a, 1d, 3c, 2d.
Wie diese waren pünktlich da:
4c, 4d, 1b, 4a,
1c, 1a, 2b, 2c,
es fehlten aber, das tat weh,
3b und – arg vermisst – 3d.
Das Klassentreffen, wie man sieht,
war gut besucht und man beriet,
zum Jubiläum, dem geraden,
vielleicht auch Schüler einzuladen.

Donnerstag, 28. November 2013

Angefroren




Im Winter können Ameisen
bei großer Kälte aneisen.
So mancher greift zum Plätteisen
um diese Tierchen wegeisen.

Doch ohne „zu“-Infinitiv,
geht diese Sache immer schief.
Die Emsenauftauproblematik
löst niemand ohne Grundgrammatik.

Montag, 25. November 2013

Zur Weltanschauung der Kellerassel



Zur Weltanschauung einer Assel,
dem Zugang zu den letzten Dingen,
gelingt es  auch den Psychologen
so gut wie gar nicht vorzudringen.

Die Tiere sind in hohem Grade
verstockt, ja pathogen verschlossen -
und zwar in jeder Lebensphase.
Das hat selbst Sigmund Freud verdrossen.

So bleibt nur die Vermutung über,
die Assel dächte – rein symbolisch –
gesellschaftlich und glaubensmäßig
marxistisch oder linkskatholisch.