Ich
war nicht ganz bei der Sache, hatte ich doch so eine vage Ahnung von einem
unerfreulichen Geschehen, das sich fast schicksalhaft an diesem Nachmittag noch
einstellen musste. Es war knapp vor Weihnachten, daher konnten durchaus
monetäre Schreckvisionen, Vorhofflimmern infolge einer festbedingten
Stresssituation oder andere stimmungsvolle psychosomatische Einflüsse eine
unterbewusste Rolle spielen. Aber, wie gesagt, alles war sehr, sehr vage, denn
es kam mir eigentlich nichts Konkretes in den Sinn.
Kurz und gut, die Ausführungen des
Vortragenden über die Folgen der normannischen Invasion 1066 blieben nur
bruchstückhaft hängen, was natürlich die Auswirkungen von Williams Feldzug in
keiner Weise beeinträchtigte.
Vorahnungen hat man nicht aus heiterem
Himmel heraus, sie kommen, wenn sie kommen müssen. Ein Mann trat ein, fragte
den Professor, ob sich hier ein Herr N.N., also ich – aus A. befände. Da er
sich hier befand, wurde ihm auch mitgeteilt, warum an eine weitere Verfolgung
der respektablen Leistungen von des Eroberers Truppen nicht mehr zu denken war.
Viele atmeten erleichtert auf. Ich nicht.
In A. (ich möchte es nicht erwähnen, dass es
sich um Abtenau im schönen Lammertal handelte) belästigte ein Affe vom Aussehen
eines Schimpansen Schifahrer an der Einstiegstelle zum Schlepplift. So die
lakonische Mitteilung. Was hatte das aber mit mir zu tun? Nun gut, ein gewisser
Zusammenhang war da schon herzustellen – der Affe gehörte nämlich mir, war
meiner Aufsicht und Pflege anvertraut, für Schäden im Ausleben seiner Launen
und seines leicht schrägen Witzes musste ich aufkommen.
Nie zuvor legte ich die Strecke von Salzburg
nach A. in einem, ich bin heute geneigt zu sagen, affigen Tempo zurück, das den
winterlichen Fahrverhältnissen in keiner Weise gerecht wurde. Mit gutem Grund!
Bazi, so hieß der Bärenmakak, den freilich
nur ein der Primatenkunde völlig fern stehender Mensch als Schimpansen
bezeichnen konnte, war in seinem Erfindungsreichtum, der Darwin auch ohne
Weltreise zu ähnlichen Überlegungen gebracht hätte, aus seinem Käfig entwichen,
durch ein offenes Fenster ins Freie gelangt und die etwa dreihundert Meter zur
Liftstation in freudiger Erwartung durch den Schnee gestapft. Er bewies mit
disem Tun erstens die Abstammung des Menschen vom Affen und zweitens eine
Überlegenheit dem Homo sapiens gegenüber, was Erfindungsreichtum – oder besser
gesgt Spitzfindigkeit betrifft.
Als ich ankam, riss er gerade einer Frau die
Haube vom Kopf. Sie fiel vor Schreck in den Schnee, die Frau, nicht die Haube.
Ein Kind weinte – auch dieses Mal wieder mit gutem Grund. Welches Mädchen ist
schon erfreut, wenn ein schwarzer Zottelbär an seinen Haaren zerrt. Auch
ein durchaus überrascht wirkender Mann hielt ein Haarbüschel, sein eigenes, musternd
in der Hand. Der Liftwart wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte; lachen
traute er sich nicht, denn das hätte ihm sicher nicht gut getan und weinen
wollte er angesichts einer wartenden Schlange auf Schiern auch nicht. Auch hier
verrate ich nicht, dass es sich beim Liftwart um einen gewissen Herrn Auer –
auch Schrattner genannt – gehandelt hat. Warum der Liftbetrieb nicht
eingestellt worden war, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht hoffte man,
dass sich der Makak an einen Bügel hängen würde und so die Einstiegsstelle
wieder ihrer alleinigen Bestimmungen übergeben werden konnte. Momentan glich
sie eher einem Schlachtfeld. Ein abwechselnd hysterisches, dann wieder
freudiges Gekreische ließ vermuten, wer gerade von Bazi in die engere Auswahl
gezogen wurde.
Nachdem ich meine ganze, ich will aus
bestimmten Gründen nicht sagen, väterliche, Autorität ausgespielt hatte, konnte
ich den Affen an der Hand in sein Gehege zurückführen und den Schaden am Käfig
beheben.
Danach blieb mir noch Zeit, einige
Weihnachtseinkäufe zu tätigen, was ich unter Verfolgung des normannischen
Gemetzels nie hätte tun können. Jetzt fiel mir auch auf, dass die Vorahnung
nicht ganz in Schwarz gehalten war, sondern weihnachtlich goldene Sterne ihre Bahn von der linken Hirnhälfte in die
rechte zogen.
Eine grandiose Geschichte. In mir stiegen die dazu passenden Bilder auf, was zu einem herzhaften Lachen führte. Einfach köstlich!
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