Ich bin ratlos, oberschul-ratlos. Da habe ich doch – um einmal mit
der reinen Seele eines Shaolin-Mönches (ohne dessen Kampfgeist) das ehrwürdige
Alter zu genießen, das Rauchen aufgegeben, trinke keinen Alkohol mehr und – was
mir besonders abgeht – ich singe auch nicht mehr, keinen Ton.
Mit derart asketischemTun, oder besser Nichttun, würde ich als indischer Fakir anstandslos
durchgehen. Nur eines hindert mich, im Tempel des Myrrhenrauches sitzen zu
dürfen: Ich bin noch immer, mehr denn je, titelsüchtig. Das geht so weit, dass
meine Verwandten verlegen tuscheln, bevor sie mich grüßen, da die mir jeweils
genehme Anrede gerade nicht eruierbar ist.
Kurzum, ich lege großen Wert auf wohlerworbene Titel. Ich greife
nur einmal den OSR heraus. Der OSR verweist auf ein beträchtliches Lebensalter
und vermittelt bei vollständiger Aussprache in gewissem Maße Weisheit und Rang des Titelträgers. Vor allem
aber grenzt er eindeutig vom SR ab, reiht diesen (zu Recht) in eine inferiore
Kategorie ein und überhaupt.
Ja überhaupt, was macht mein Lehrerverein, dem ich seit Jahrzehnten
angehöre, ihm diene und ihm schmeichle? Er ignoriert in dickschädeliger Art und
Weise das mir Zustehende, bezeichnet mich als SR in Anschrift und Anrede. Und
das soll einen nicht aufregen?
Ich bitt' Sie, Herr Oberschulrat (und/oder Oberstudienrat oder was auch immer!), beruhigen Sie sich! Was regt es eine Eiche auf, wenn ein Oachkatzl respektlos auf ihr umeinanderhupft. Oachkatzl kommen und gehen. Eichen bleiben bestehen.
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