Dienstag, 31. März 2015

Auswahl von Kosenamen

Warum fühlen sich Frauen und Mädchen nicht unangenehm berührt, ja in Einzelfällen sogar heftig geliebt, wenn man sie mit „kleine Maus“ oder „Mausi“ anspricht, sind aber bei einem schlichten „du Ratte“ schwer verärgert? Auch „du Bisam“, „du Wühlmaus“ kommt nicht so an, wie man es bei der nahen Verwandtschaft der genannten Wusler erwarten könnte. Gut bei „Hasi“ und „Häschen“ weisen wenigstens die Nagezähne auf einen Bezug zur Maus hin, die Verwandtschaft ist aber weitschichtig. Dennoch – „Häschen“ wird gern gehört. Nicht so sehr „Kaninchen“, „Karnikl“ „Stallhase“ oder gar „Rammler“ (der sich auch aus anderen Gründen für Frauen als Fehlgriff erweist).
Diese Frage regt an, die Tierwelt auf ihre Tauglichkeit als Kosewort zu untersuchen. Nehmen wir uns zuerst einmal den Hund vor und beenden das Kapitel gleich wieder. Unser treuer Freund kommt als Schmeichelwort vollkommen untauglich daher. „Du Hund“ sollte nicht einmal in Betracht gezogen werden, auch für Männer nicht!
Anders beim Schwein, da ist die Sache nicht so eindeutig. Man läuft aber sehr leicht Gefahr sich zu vergreifen. Ein zärtliches „Du kleines Ferkel“ oder „Du kleines Schweindi“ ist durchaus geeignet, Sympathie auszudrücken. Sie merken, die Beifügung „klein“ beschwichtigt enorm. Über „du Sau“ muss man nicht lange Erörterungen anstellen, oder?
„Du Hengst“ oder „du Stute“ gehört einer eigenen Kategorie an, ist also weder als Kose- noch als Schimpfwort anzusehen.
Natürlich ist auch der Kulturkreis, in dem man sich gerade bewegt, zu berücksichtigen. „Kamel“ kann im arabischen Raum die Wangen röten, steckt doch das Wort „dschamil“ darin, das nichts weniger als schön heißt. Dafür würde ich mir dort mit „Schweindi“ nicht die erhoffte Reaktion einhandeln. Sicher nicht!
Alle noch so gelehrten Abhandlungen zu diesem Thema leben aber hauptsächlich von Spekulation und Theorie. Um wirklich herauszufinden, was anspricht und was auf heftige Ablehnung stößt, hilft nichts als Probieren. Ich beginne heute mit „Krautwurmi“, „Puffotti“ oder „Blutegli“.

1 Kommentar:

  1. Hochinteressant. Und ich möchte hier eine Anmerkung aus bayrischer Sicht machen:

    Sagt man als Bayer von jemandem: "A so a Hund, a so a vareckta!" dann klingen darin zwar Ärger über die Chuzpe und Schlitzohrigkeit bis Unverschämtheit des Betreffenden an, zugleich schwingt darin aber auch Anerkennung und ein gerüttelt Maß an wohlwollender Sympathie mit. Manche Bayern behaupten sogar, die Bezeichnung "Ja, Du Sauhund!" sei die höchste Auszeichnung, die sie zu vergeben hätten. Aber das ist wohl eine regional eng begrenzte Erscheinung.

    Ich probier's heute mit "Mistkäferl", "Zeckerl" und "Kreuzspinnerl".

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