Aberglaube, von abergläubischen Menschen
als solcher nicht empfunden, ist weit verbreitet und führt gerade zu Silvester oft
zur vollständigen Aushöhlung rationaler Urteilsfähigkeit. So gibt
es tatsächlich Leute, die erhitztes Blei in kaltes Wasser werfen, um aus den
verschiedenen Erstarrungsformen die Zukunft zu deuten. Erkennt man in dem
entstandenen Klumpen zum Beispiel einen Sarg, so legt ein Funken Restverstand dies
etwa als Goldbarren aus, der im folgenden Jahr Wohlstand ins Haus bringen wird.
Manche Bauern gehen so weit, dass
sie ihre Zuchtschweine mit Hufeisen bewerfen. Hin und wieder wird dabei ein
Rauchfangkehrer getroffen, den der Glückswerfer mit einer schwarzen Wollsau
verwechselt. Was bleibt über, als dann zum Trost und zur Heilung vierblättrigen
Klee aufzulegen – dem Rauchfangkehrer, nicht der Wollsau. Nun, wie auch immer.
Ich lasse mich von derart archetypischen Vorstellungen nicht beeinflussen.
Gut, ich reiße verärgert
Geschirrtücher und andere Textilien von Aufhängevorrichtungen aller Art, denn,
wie jeder weiß, darf über Silvester keine Wäsche zum Trocknen ausgelegt sein. Leitern
liegen bei mir vorsorglich auch in der Garage auf dem Boden. Ein versehentliches
Durchgehen unter einem solchen Gerät
wird dadurch verunmöglicht. Verunmöglicht ist übrigens ein Wort, dass auch nur
Abergläubische als deutsch empfinden.
Der schwarzen Katze des Nachbarn
habe ich mit wasserfestem Spray weiße Streifen ins Fell gezaubert. Was soll
dieses liebe kleine Zebra da noch Unheil verbreiten können?
Wie gesagt, besonders zum Jahreswechsel
hin, macht sich ein Mensch, der sich der Vernunft verschrieben hat, so seine Gedanken
über Mitmenschen, die der Epoche der Aufklärung durch die Maschen gefallen sind.