In der Pausenhalle einer Schule, na, man darf es ja erwähnen, in der Hauptschule Abtenau (Lammertal, Salzburg, Österreich – für die Leser aus Schleswig-Holstein) sonnten sich unter einer Infrarotlampe in einem geräumigen Terrarium zwei gar nicht mehr so kleine Kaimane, also südamerikanische Krokodile.
So lagen sie auch
da, als eine neu an die Schule versetzte Biologielehrerin interessiert an das
Terrarium trat. Sie fragte dies und erkundigte sich über das, schließlich warf
sie ein, dass sie diese Tiere nie bei offener Terrarientür betrachten würde.
Schon während die Kollegin so entspannt dahin geplaudert hatte, regte sich in
mir eine unheimliche Seite menschlicher Hintertücke. Auf ihre Festlegung, die
Krokos nur bei hermetischer Abriegelung zu beobachten, meinte ich nur kurz:
„Das ist aber schon blöd“. Erstaunt fragte sie zurück, warum dies ausgerechnet
blöd sei. Ich erklärte mit gebotenem Ernst und wohl auch mit einigen
vorsichtshalber aufgesetzten Sorgenfalten: „Weil die jeweils jüngste Biologin
an der Schule die Pflege der Tiere übernehmen muss. Vor allem das Zähneputzen,
hob ich hervor, das wäre halt so eingeführt an dieser Schule. Auffallend eilig
beendete die Kollegin die erste Kontaktaufnahme mit ihren vermeintlich späteren
Pfleglingen und entschwand in Richtung Konferenzzimmer. Ich aber ging, den
Schalk immer noch im Nacken, wie man es – aus welchen Gründen immer – so wenig
zutreffend ausdrückt, nach Hause. Die Krokodile grinsten, was aber nicht viel
zu sagen hatte, weil Krokodile auch im Trauerfall ein ziemlich eingefrorenes
Grinsen zeigen.
Über das
Wochenende hatte ich die Sache schon vergessen, der Montag brachte sie mir
allerdings wieder in Erinnerung und zwar in außergewöhnlich peinlicher Weise. Ich
wurde gleich nach meinem Eintreffen zum Direktor in die Kanzlei gerufen. Er
begrüßte mich ungewohnt ernst. Es musste sich also um etwas Dienstliches
handeln: „Was hast du denn mit der Kollegin S. angestellt? Sie kam am Freitag
in Tränen aufgelöst zu mir, schluchzte so, dass ich kaum ein Wort verstand,
außer dass sie irgendetwas unter keinen Umständen tun würde und dass sie sich
von dir überhaupt nichts anschaffen lasse. Was, bitte, war denn da los?“ Der
Schulleiter schaute mich fragend und gleichzeitig missbilligend an. Ich musste
Farbe bekennen. Komisch, ich fühlte plötzlich wieder frischen Luftzug im Nacken.
Der Schalk war verschwunden.
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