Ich verweise darauf, dass einige Passagen dieser Ge- schichte stark überzeichnet sind! :D
Ähnlich
wie die Kirche auf Petrus, ist auch mein Haus auf Fels gebaut. Während Petrus
aber sein Projekt auf vorzugsweise ebenen Flächen vorantreiben konnte, schmiegt
sich mein Haus anmutig an einen Hang, oder nicht ganz so wohlmeinend ausgedrückt:
Das ganze Gelände ist auffallend abfallend. Als gebürtiger Flachländer
vermisste ich ein ebenes Fleckchen und schritt so zur Tat, die man weniger
wohlmeinend auch als Untat bezeichnen könnte. Die Idee wurde geboren, als ich
einmal nicht wusste, wohin ich etwas Bauschutt entsorgen sollte. Da ich im
Prinzip ein umweltbewusster Mensch bin, der sogar Druckerschwärze und
Zeitungspapier getrennt entsorgt, muss diesem Gedankengang, den ich hier als
Idee bezeichne, besonderes Augenmerk geschenkt werden.
Also, ich leerte die Ziegeltrümmer ohne
jede Gewissensregung einfach auf den dicht bewachsenen Hang und verstaute
gleich auch den alten, löchrigen Eimer im hohen Unkraut. Zur besseren Tarnung
bedeckte ich das Ganze mit Gras und Laub. Man sah fast nichts, weder von den
Steinen noch von einer auch nur angedeuteten Veränderung des Hanges. Der Weg
zur Umweltsünde, die ich in keiner Weise als solche erkannte, war beschritten.
Allerdings war das Ergebnis dieser Erstentsorgung entmutigend. Ich begann zu
rechnen. Bei einem Kübel pro Tag, so sagte mir der Taschenrechner, würde ich in
siebenundzwanzig Jahren Platz genug für einen Liegestuhl, ein nettes Tischchen
und mehrere Sessel haben. Bei einem Kübel an jedem Tag, wohlgemerkt. Ich hatte
weder Urlaubstage noch Schlechtwetterperioden eingerechnet, auch nicht die
Zeiten, in denen der Nachbar in seinem Garten arbeitete und ich notgedrungen
etwas zurückstecken musste.
Trotz dieser Unwägbarkeiten und
Widrigkeiten schüttete ich unverdrossen weiter. Bald schon war der Substanz des
Hauses nichts mehr zu entnehmen, denn die Mauern wollte ich unter allen
Umständen stehen lassen. Nicht einberechnet hatte ich auch einen durchaus
natürlichen Vorgang. Das Laubwerk, der Grasschnitt, die Biomasse also, hatte
die unangenehme Eigenschaft, dass sie schneller verrottete, als mit Nachschub
ausgeglichen werden konnte. Was übrig blieb, waren dann Schichten in
Millimeterhöhe. Ich musste mich also zu effizienterem Vorgehen entschließen. So
verschwanden im Laufe der Zeit in dieser doch setig wachsenden geologischen
Verwerfung zwölf Autoreifen (mit Felgen), eine Leder-Sitzgarnitur, mehrere
Aktenkoffer, eine Muschel (eine Klomuschel, versteht sich), zwei Paar Schi samt
Stöcken, einige Dachträger, Schneeschaufeln und Mistkübel, mein Hochzeitsanzug
und der Pelzmantel meiner Frau (wie gesagt, ich bin ein Freund der Natur) sowie
viele andere Dinge des täglichen Gebrauchs. Als dann vor einiger Zeit mein
Mitsubishi den Geist aufgab, sah ich eine Möglichkeit für einen gewaltigen
Sprung nach vorn. Im letzten Moment schreckte ich aus unerfindlichen Gründen
dann doch zurück.
War die Sache bis zu diesem Zeitpunkt für
den Betrachter eher unauffällig, bot sich nach dem Einbau aller Teile eines
Kaninchengeheges (allerdings ohne
Kaninchen, da ich ja auch Tierfreund bin) ein Bild von ins Auge springender
Hässlichkeit.
Ab dem Tag meiner Pensionierung änderte
sich aber alles sprunghaft. Ich mutierte zu einem Menschen ohne jegliche
Skrupel und die Müllkippe, wie ich die Aufschüttung scherzhaft aber mit
angebrachter Berechtigung nannte, wuchs in atemberaubendem Tempo. Einem Weg
(nicht auf meinem Grund) entahm ich ungefähr zwanzig Tonnen Tonnen Material. Er
bietet sich jetzt als anheimelnder Hohlweg dar. Auch der Wald im Osten des
Hauses ist nicht mehr der, der er einmal war.
Im letzten Jahr kam ich gut und gerne auf
eine tägliche Arbeitszeit von fünf Stunden. Da ich meistens schon vor Einbruch
der Morgendämmerung mit dem Tagwerk begann, konnte ich um die Mittagszeit immer
auf beachtliche Resultate blicken. Der Rest des Tages diente dann der Erholung.
So habe ich tatsächlich etwa dreißig
Quadratmeter an redlich erarbeiteter ebener Fläche gewonnen. Allerdings – das
Ganze sitzt etwa fünf Zentimeter die Woche. Bei einem wöchentlichen Nachschub
von ungefähr einer Tonne kann ich aber das Niveau leidlich halten.
Leider spielt meine Gesundheit nicht mehr
so mit, wie es wünschenswert wäre. So wird aus meiner Vision, auch noch eine
Ebene für ein größeres Freibad aufzuschütten, nichts werden.
Hätte man nicht mithilfe von Pionieren einen kleine Terrasse freisprengen können? Der Abraum wäre dann als Aufschüttung zu verwenden gewesen. So ein "Rumms" macht Spaß und ist effektiv. Und man könnte es nachts ausführen. Da kann man nach der Explosion auch noch ein empörtes "Ruhe da draußen!" hinausschleudern.
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