Dienstag, 1. April 2014

Zehntausend Mausefallen




„Guten Tag, Herr Rippl“, sagte ich am Telefon, „Gruber, Firma Mittermeier, wir liefern Ihnen heute Ihre Bestellung, sind Sie um 14 Uhr zu Hause?“
„Entschuldigung“, sagte Herbert, „hier spricht Rippl, Herbert Rippl, es dürfte sich da um einen Irrtum handeln, ich habe bei Ihrer Firma nichts bestellt“.
„Eigenartig“, meinte ich, „auf meinem Bestellschein steht eindeutig Herbert Rippl, die Adresse stimmt – und Ihre Unterschrift ist auch drauf“.
Herbert wurde nervös, etwas ärgerlich fragte er, was er denn bestellt haben sollte. Ich war die Ruhe selbst, räusperte mich und sagte „Nun, es geht um die verbindliche Anforderung von zehntausend Mausefallen, die wir Ihnen heute liefern sollen“.
„Was“, schrie Herbert ins Telefon, ich bin Lehrer, was soll ich mit zehntausend Mausfallen, das ist ein Irrtum, verstehen Sie, ein Irrtum, Sie können liefern, was Sie wollen, ich nehme nichts an, ein Wahnsinn!“
„Na ja, wenn Sie die Ware nicht übernehmen wollen, bezahlen müssen Sie auf jeden Fall, wir haben ihre Bestellung ja schriftlich vorliegen“, sagte ich ungerührt, nahe am Herausplatzen.
Da fing Herbert zu toben an, er wurde in seiner Wortwahl geradezu unflätig und die Worte Anwalt, Gericht, Anzeige häuften sich. Da wollte ich den alten Freund nicht mehr länger zum Narren halten, ich sagte, wer ihn da so schmählich hereinlegen wollte. Obwohl ich meinen Nehmen mehrere Male nannte, Herbert hörte ihn nicht heraus, Anwalt und Gericht rückten immer mehr in den Vordergrund, das Ganze wurde irgendwie peinlich.  Als schließlich bei ihm der Groschen fiel, sagte er nicht viel mehr als „Na warte!“
Ich musste tatsächlich warten, einige Jahre, glaube ich mich zu erinnern. Da läutete bei mir das Telefon, der Sekretär eines oberösterreichischen Landesrates stellte sich vor, bat mich um die Reservierung von zehn Zweibettzimmern bei einem Privatzimmervermieter in Abtenau. Ich war damals Vizebürgermeister, gehörte der Partei des Landesrates an und freute mich, Funktionären der Partei und Mandataren des Landes Oberösterreich behilflich sein zu können. Die Reservierung nahm ich bei einem Mann vor, der sein Haus eben erst eröffnet und noch nie Gäste beherbergt hatte. Die unverhoffte Füllung seiner Pension freute ihn schneeköniglich.
Ich freute mich weniger, als mich Herbert fragte, ob alles in Ordnung sei. Echt peinlich – dieses Mal für mich.



1 Kommentar:

  1. Nun ja, bei Deinem Scherz entstand wenigstens kein (gefühlter) Schaden. Aber eine solche Zahl an Reservierungen "aus Rache" zu veranlassen, traf mE den Falschen.
    Trotzdem habe ich mich darüber amüsiert.

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