Bei näherer Betrachtung und selbst
wohlwollender Beurteilung sind Hühner durchaus nicht so liebenswerte Wesen, wie
uns diverse Schilderungen von Idyllen auf dem Bauernhof vorgaukeln wollen.
Freilaufende Hühner heißt es da. Schön und gut, aber was ist mit freilaufenden
Bäuerinnen? Wo gibt es die? Keine Urlaub, harte Arbeit von früh bis spät. Bevor
die menschliche Bewegungsfreiheit nicht sichergestellt ist, sollte man sich um
das Wohlergehen von Hühnern nicht allzu große Sorgen machen.
Ohne irgendwelchen Druck ist man den
Hennen mit der naturnahen Bodenhaltung doch
schon weitestgehend entgegengekommen.
Ich denke, Hühner sind ganz einfach asoziale Geschöpfe, die nicht im
Traum daran denken, für die Obhut und aufopfernde Pflege auch nur einen Funken
Dankbarkeit zu zeigen. Auserlesenes Futter wird ihnen zu geregelten Zeiten und
in ausreichender Menge vorgelegt (sogar eine Nachtjause ist eingeplant). Wohl
schätzen diese Vögel auch die präventive Verabreichung diverser Antibiotika
nicht in gebührender Weise. Der Geflügelhalter scheut nicht einmal die hohen
Stromkosten und gönnt seinen Schutzbefohlenen sogar Stimmung aufhellendes Licht
in der Nacht.
Der mitfühlende Züchter stutzt die
Krallen und Schnäbel seiner ihm Anvertrauten, eifrig darauf bedacht, die
Streitsucht der Hennen auf humane Weise hintan zu halten. Und was tun sie, die
Hühner? Sie sind aufsässig, lärmen unbegründet Tag und Nacht, legen Eier, von
deren innerer Anwendung abzuraten ist und liefern Fleisch, das Männern
stattliche Brüste wachsen lässt.
Was soll der Mensch noch mehr an
Zuwendung walten lassen? Er kennt und nennt alle seine Schutzbefohlenen beim
Namen, Huhn1 bis Huhn 12346, ja, sagen Sie doch, wie kann man seine Zuneigung,
die beinahe an Liebe grenzt, noch mehr beweisen? Sehen Sie, Ihnen fällt auch
nichts dazu ein!
Ich sage, solchem Undank kann man
nur mit wirksamem Boykott begegnen. Man
kaufe einfach keine Eier und schon gar keine Hühner aus solchen Paradiesen,
dann werden diese verwöhnten Geschöpfe schon sehen, wie weit sie kommen.
Na, da lachen doch die Hühner! Weit und breit kein neuer Abraham Lincoln in Sicht, der, wie jener die Sklaven-, die Hühnerhaltung verbieten könnte. Und vermutlich würde auch in diesem Falle ein Bürgerkrieg die Folge sein.
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