Kurtl und Maridl waren, wie ihr
Vater vermutete, eineiige Zwillinge. Damit ist der Mann hinreichend
beschrieben. Ihre Stiefmutter glaubte das nicht, es war ihr aber auch egal,
denn die Kinder hatten für sie nur den Stellenwert einer außergewöhnlichen
Belastung (von der Steuer absetzbar). Wie auch immer, Kurtl und Maridl wuchsen
in einem Umfeld auf, das entwicklungspsychologisch nicht das günstigste war. Die
drückende Armut, der Vater fuhr seinen BMW schon das vierte Jahr, ließ die
Stiefmutter jegliche menschliche Regung vergessen. Die findige Frau verfiel auf
eine diabolische - an Hintertücke nicht zu übertreffende - Idee. Sie versah ein
GPS-Gerät mit einer Batterie, die gerade noch die Spur eines Elektronenflusses
hervorbringen konnte, überreichte es den Kindern und schickte diese zur
Erdbeerensuche in den Wald. Es war Oktober. Die Kinder hatten sehr viel von
ihrem Vater, Verdacht schöpften sie nämlich keinen. Der Rest ist, Grimm sei
Dank, bekannt. Abweichend jedoch ist das bittere Los von Frau Niedermaier,
einer etwas älteren Dame, die wegen extremer Fehlsichtigkeit Maridl und nicht
Kurtl in einen Käfig sperrte – und für die Einschlafgeschichten späterer
Generationen wieder durch eine Hexe ersetzt wurde.
Danke für Deine Nachforschungen. Vielleicht gräbst Du ja bei Grimms noch mehr solcher entsetzlichen Verfälschungen aus.
AntwortenLöschen